SOZIOKULTURELL
Allgemein steht bei soziokultureller Betrachtung der Mensch selbst und seine Bedürfnisse nach Persönlichkeitsentfaltung und das Recht auf ein würdevolles und gerechtes Leben in Selbstbestimmung und mit Chancengleichheit im Mittelpunkt. Dazu ist nicht nur ein fairer Zugang zu den unterschiedlichen Ressourcen, die elementar benötigt werden, wie sauberes Trinkwasser, medizinische Grundversorgung und Bildung notwendig, es müssen auch die Menschenrechte und Arbeitsrechte eingehalten werden.
Unter diesen Gesichtspunkten muss eine Veränderung unserer Gesellschaft stattfinden, um diese Bedürfniserfüllung für alle möglich zu machen. Dabei wird auch die Suffizienz ein wesentlicher Baustein sein. Die Suffizienz beschreibt die Beschränkung auf das notwendigste Maß und schont damit Ressourcen wie Rohstoffe und Energie, vermeidet Transport und erlaubt dennoch eine Deckung aller grundlegenden Bedürfnisse. Die Integration von Suffizienz in den Alltag wird in Zusammenhang mit der notwendigen Klimawende zwingend sein, da die Ressourcen nicht in dem Maß zur Verfügung stehen werden, wie es aus jetziger Sicht notwendig ist und unserem derzeitigen Lebensstil entspricht. Damit wird auch der gesellschaftliche und soziale Zusammenhalt gefordert sein, um diese Ziele zu erreichen.
Bei der Betrachtung unserer gebauten Umwelt wird es notwendig sein, Themen wie Inklusion und damit verbundener Barrierefreiheit noch stärker in Planungen einzubinden, unsere Gesellschaft wird durch höhere Lebenserwartungen älter. Ein weiteres wichtiges Thema ist die Sicherheit und der damit verbundene Schutz, welchen ein Gebäude bietet und der zukünftig sicher eine noch viel wichtigere Rolle spielen wird.
Sicherheit für das Individuum durch nachhaltige Gebäudeplanung
Durch die aktuellen Entwicklungen wird bewusst, wie schnell die Sicherheit unseres gesellschaftlichen Lebens auch hier in Österreich, einem politisch und sozial stabilem Land, durch Umstände wie Klimakatastrophen in Form von Wetterextremereignissen, durch andere externe Ereignisse wie Umweltkatastrophen oder im Worstcase durch Kriegshandlungen verloren gehen kann. Diese Quellen für lokale Krisen werden sich in Zukunft weiter verstärken und fordern mehr Zivilschutz für das Individuum ein.
Da wir uns einen beträchtlichen Zeitraum in Gebäuden aufhalten, spielen Schutz und Sicherheit durch das Gebäude oder das Quartier eine wesentliche Rolle und wird in Zukunft voraussichtlich noch mehr an Bedeutung gewinnen. Städte werden wachsen, diese Tendenzen lassen sich bereits gut erkennen und so noch mehr Menschen, auch unterschiedlicher Kulturen und Herkunft, auf engstem Raum zusammenleben. Dadurch werden sehr unterschiedliche Lebensweisen und Lebensphilosophien aufeinandertreffen und das Potential für Konflikte steigen, die Notwendigkeit an Sicherheit für alle gesteigert.
Zunehmende Armut in der Bevölkerung führt dazu, dass Menschen ohne Wohnmöglichkeit ihr Leben ungeschützt im Freien verbringen müssen und temporär vor allem im Winter in Gebäuden Schutz suchen und sich dadurch in einer permanenten Krisensituation befinden.
Es ist auf Grund der derzeitigen Lebensumstände zu rechnen, dass Menschen zukünftig noch leichter in Armut geraten und Wohnraum nicht mehr leistbar ist, wobei Wohnen eine Grundform von Sicherheit darstellt.
Das nachhaltige Gebäude soll umfangreiche Sicherheit und Schutz im Alltag bieten, darüber hinaus soll es den Nutzer:innen Sicherheit und Zivilschutz bei überraschenden Katastrophenereignissen, in unvorhersehbaren Krisenzeiten oder bei Ausfällen der Grundversorgung über einen begrenzten Zeitraum, bieten können. Thematisch ist das Thema Sicherheit in Krisensituationen eng mit der Versorgung von elementaren Gütern und Dienstleistungen verknüpft und spielt neben der Energieversorgung die Versorgung mit geeignetem Trinkwasser die wichtigste Rolle. Die Bewältigung des Abwasseraufkommens ist ebenfalls ein Beitrag zum sicheren Überdauern einer temporären Krisensituation, die auch auf Umwelteinflüsse zurückzuführen sein kann.
Die Flexibilität des nachhaltigen Gebäudes soll helfen, Inklusion zu unterstützen und Menschen Schutz und Sicherheit in Krisenzeiten bieten, welche üblicherweise keine Nutzer:innen des Gebäudes sind und selbst keine Wohnmöglichkeit besitzen. Durch temporäre Nutzungsmöglichkeiten kann das nachhaltige Gebäude durch seine Flexibilität zusätzlich Wohnraum für Obdachlose schaffen.
Die Gestaltung von Flächen im Außenbereich des nachhaltigen Gebäudes für die Nutzung zur Versorgung mit Lebensmitteln auf zB. Vereinsbasis kann den Sicherheitsgedanken stärken, dabei effiziente Quartiere und gemeinsamer Nutzen entstehen, künstliche Barrieren entfallen.
Ein hochwertiges Sicherheitsgefühl wird am lokalen Standort im Alltag durch individuelle Lösungen gefördert und sollte in der Planungsphase durch partizipative Prozesse der zukünftigen Nutzer:innen unterstützt werden. Besonders Menschen mit Behinderung haben einen besonders hohen Anspruch an Sicherheit und haben in Krisenzeiten stark erschwerte Bedingungen. Dazu zählen auch klimatische Ereignisse als kurzfristige Krisenzeiten wie zB Hitze in der Stadt ud damit der Bedarf nach Sicherheit in bezug auf Gesundheit.
Sicherheit ist allgemein ein sehr individuelles Thema und werden Bedrohungen unterschiedlich wahrgenommen und bewertet, im Rahmen einer integralen Planung ist Partizipation der zukünftigen Nutzer:innen ein weiterer möglicher Ansatz, Maßnahmen auf die individuellen lokalen Bedürfnisse abzustimmen.
[jbp 22/23]