NACHHALTIG BAUEN
Im Rahmen der gesammelten Erfahrungen des Masterstudiums „Nachhaltiges Bauen“ an der TU Wien und TU Graz habe ich trotz langjähriger Praxis als Planer feststellen müssen, dass es dringend notwendig ist, in der Planung von Gebäuden neue Wege zu gehen. Wir müssen durch unsere Planungen zukünftigen Generationen viel mehr die Möglichkeit geben, ihre Bedürfnisse entsprechend umzusetzen, als wir es heute tun. Dieser grundsätzliche Gedanke von Nachhaltigkeit, der bereits aus dem Jahr 1987 stammt, wurde in den inzwischen 35 Jahren, die seither vergangen sind, nur sehr rudimentär umgesetzt.
Wissenschaftliche Berichte überschütten uns fast täglich mit Katastrophenmeldungen bezüglich Klimawandel, Medien berichten global von Katastrophenereignissen, die Energiekriese wirft große gesellschaftliche Probleme auf und das Leben ist in unserer Gesellschaft dadurch unsicher geworden. Es gibt in weiten Teilen der Erde keine Sicherheit auf Energieversorgung, Versorgung mit Nahrungsmitteln oder ein friedliches gesellschaftliches Miteinander. Vor diesem Hintergrund ist es dringend erforderlich, radikale Änderungen in vielen Lebensbereichen herbeizuführen, um eine auch nur annähernd lebenswerte Zukunft zu garantieren. Diese Zukunft beginnt heute und ist es notwendig, den Gedanken der Nachhaltigkeit sofort umzusetzen, auch wenn die Auswirkungen erst sehr viel später sicht- und spürbar werden.
Als Teil dieser Gesellschaft liegt es an jedem einzelnen von uns, die geforderten nachhaltigen Veränderungen mitzutragen und dazu beizutragen, dass beispielhaft die Energiewende von fossilen zu erneuerbaren Energieträgern gelingt.
Alle diese Veränderungen treffen auch auf das BAUEN zu und ist gerade dieser Sektor mit seinen langen und intensiven Auswirkungen auf die Umwelt wesentlich in der Wende zur Nachhaltigkeit. Mögliche zukünftige Entwicklungen beeinflussen das Bauen maßgeblich, es liegt schon heute an der Planung, mit geeigneten nachhaltigen Maßnahmen und vorausschauendem Denken negative zukünftige Entwicklungen zu verhindern.
Zertifizierungssysteme als Tool für nachhaltiges Planen und Bauen
Zertifizierungssysteme für nachhaltiges Bauen können bereits in der Planung als Instrument eingesetzt werden, um ein nachhaltige Planungsergebnisse zu erzielen. Üblicherweise werden diese Systeme nach Errichtung oder Sanierung eines Gebäudes zur Bewertung der nachhaltigen Performance angewendet und das Gebäude entsprechend ausgezeichnet.
Führt man eine integrale Planung durch und orientiert sich bereits sehr früh in der Planungsphase an den nachhaltigen Kriterien des Zertifizierungssystems als Art Wegweiser, kann das Ergebnis der Planung wesentlich in Richtung Nachhaltigkeit beeinflusst werden.
Im Fall einer zu erwartenden unzureichenden Qualität oder bei Auftreten gravierender Zielkonflikte kann eine Kurskorrektur während des integralen Planungsprozesses stattfinden. In dieser Phase vor Baubeginn und Betrieb des Gebäudes, sind die Änderungen zum Erreichen einer nachhaltigen Performance einfacher und kosteneffizienter möglich, als zu einem späteren Zeitpunkt.
Durch die Fülle an maßgeblichen Faktoren entsteht ein komplexes System und können sich die Kriterien der Zertifizierung gegenseitig in positiver aber auch negativer Wirkung beeinflussen, was zwangsläufig zu einer Schwerpunktbildung im Planungsprozess führt. Diese Zielkonflikte existieren im System und erlauben nie, 100% der möglichen Punkte zu erreichen. Bauherren entscheiden im Rahmen ihrer Möglichkeiten mit dem Auditor und dem Planungsteam, welche Kriterien besonders berücksichtigt werden und setzen so einen individuellen nachhaltigen Fokus für das Gebäude.
Die Kriterien der nachhaltigen Zertifizierungssysteme sind Ergebnis aus Forschung, Erfahrung und unterschiedlichsten Expertisen, zielen auf konkrete Ergebnisse ab und sind unter anderem auf den SDGs aufgebaut – den Sustainable Development Goals der UN.
Ursprünglich wurden von den Vereinten Nationen die Milleniums Development Goals (MDGs) im Jahr 2000 in der Milleniumserklärung zwischen den UN Staaten vereinbart und sollten die 8 Ziele der MDGs, beispielhaft Milleniums-Entwicklungsziel Nummer 7, Gewährleistung der ökologischen Nachhaltigkeit, bis 2015 umgesetzt werden.
2012 wurde auf der UN-Konferenz für nachhaltige Entwicklung in Rio beschlossen, einen Entwicklungsprozess einzuleiten und dazu eine Reihe von neuen nachhaltigen Zielen zu entwickeln. In einer Arbeitsgruppe wurde ab 2013 begonnen, einen Entwurf für die neuen nachhaltigen Ziele zu erstellen. Im wichtigen Jahr 2015 wurde im September in New York letztendlich die Agenda 2030 mit ihren 17 nachhaltigen Zielen, den Sustainable Development Goals, verabschiedet (United Nations, Department of Economic and Social Affairs, 2022). Im selben Jahr im Dezember wurde auch das Klimaabkommen als Völkervertrag in Paris vereinbart, um damit die globale Erwärmung auf einen Wert von maximal 2 Grad plus zur vorindustriellen Phase festzusetzen, wobei das Bestreben aller Mitgliedsländer die 1,5 Grad – Grenze sein soll. Bis Mitte des 21. Jahrhunderts sollen die globalen Treibhausgasemissionen auf null reduziert werden.
Das Erreichen der nachhaltigen Ziele ist wesentlich, um vor allem die Treibhausgase zu reduzieren und den Klimawandel zu stoppen, um überhaupt das Überleben der Menschheit zu sichern.
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