3-SÄULENMODELL

Durch das 3-Säulen Modell der Nachhaltigkeit wird diese zur Veranschaulichung der Komplexität dieses Themas in 3 Themenbereiche gegliedert, welche die gleiche Wertigkeit besitzen und daher im Bestreben einer nachhaltigen Transformation gleichermaßen gestärkt werden müssen. Die drei Säulen sind Ökologie, Ökonomie und Soziokulturelles und befassen sich mit entsprechend zugeordneten Themen.

Die drei Säulen beeinflussen sich gegenseitig und werden durch nachhaltige Maßnahmen im Themenkreis einer Säule die beiden anderen Säulen ebenfalls verändert, was nicht zwingend in eine positive Richtung gehen muss.

Durch die Dominanz der Wirtschaft und den damit verbundenen ökonomischen Interessen kommen Ökologie und Soziokulturelles oft zu kurz, wobei gerade der Klimawandel und die dringend erforderliche Klimawende enorme Einflüsse auf das zukünftige Leben haben werden. Maßnahmen zur Stärkung der Nachhaltigkeit können nur durch gesamtheitliche Betrachtung effizient umgesetzt werden.

Am Gebäudesektor besteht die Möglichkeit, nachhaltige Zertifizierungen als Tool für eine nachhaltige Planungen einzusetzen, im System der DGNB (Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen), welches in Österreich durch die ÖGNI (Österreichische Gesellschaft für nachhaltige Immobilienwirtschaft) zur Anwendung kommt, spricht man von „BLUE BUILDINGS“, welche Ansprüche über die ökologische Frage hinaus erfüllen müssen. Es werden ebenso ökonomische als auch soziokulturelle Fragen behandelt, um ein möglichst nachhaltiges Gebäude zu planen.

Ökologische Säule

Diese Säue befasst sich mit unserer Umwelt und deren Erhaltung für zukünftige Generationen, wobei derzeit enormer Raubbau an der Natur betrieben wird. Es werden Unmengen an natürlichen Ressourcen entnommen, die Natur wird durch Abfall, speziell Kunststoffabfall, enorm belastet, es werden Unmengen an Emissionen durch Verkehr und Industrie freigesetzt und ändert sich dadurch das Klima.

Die Gesellschaft wird ihre Gewohnheiten ändern müssen und wesentlich mehr Augenmerk auf ökologische Nachhaltigkeit setzen müssen, wenn sie noch weitere Generationen überdauern will.

Der Erhalt der Umwelt und Natur ist abgesehen von diesen exemplarischen Themen ein wesentlicher Faktor für das Wohlbefinden des Menschen, die klimatischen Veränderungen führen schon jetzt zu Krisensituationen, die nicht mehr beherrschbar sind. Der Schutz der Umwelt bietet aber auch Möglichkeiten für die ökonomische Säule, da neue Wirtschaftszweige und Gewinnmöglichkeiten generiert werden können bzw. Kosten für Umweltschäden ausbleiben.

Ökonomische Säule

Die ökonomische Ausrichtung ausschließlich auf Gewinnmaximierung vernachlässigt völlig die ökonomischen und soziokulturellen Aspekte und führt zu extrem negativen Auswirkungen auf die menschlichen Lebensbedingungen. Die Veränderung des Klimas ist die negativste Auswirkung dieser Wirtschaftsstrategie und wird durch die Klimaerwärmung eine Zukunft mit aus jetziger Sicht unlösbaren Problemen erzeugt. Die Kosten für den Ausgleich von Schäden, welche durch billige  – und daher gewinnmaximierende Produktion – anfallen werden, sind in der ökonomischen Rechnung nicht berücksichtigt, es fehlt vollkommen die Kostenwahrheit sofern die Schäden überhaupt technisch zu bewältigen sind.

Nachhaltiges Wirtschaftstreiben muss den Erhalt der Natur, sinnvollen und sparsamen Umgang mit Ressourcen und den Erhalt oder sogar die Steigerung der Lebensqualität fokussiert sein. Die wirtschaftlichen Ziele müssen komplexer gefasst sein, dürfen nicht lediglich auf finanziellen Gewinn ausgerichtet sein und müssen späteren Generation die Möglichkeit bieten, eine lebenswerte Umwelt zur Deckung ihrer Bedürfnisse vorzufinden.

Unser System einer globalen Wirtschaft muss sich wieder hin zur Region entwickeln, regionale Produkte sind wesentlich nachhaltiger als Produkte, die etliche tausend Kilometer entfernt erzeugt und transportiert werden.

Soziokulturelle Säule

Bei dieser Säule steht der Mensch selbst und seine Bedürfnisse nach Persönlichkeitsentfaltung und das Recht auf ein würdevolles und gerechtes Leben im Mittelpunkt. Soziale Gerechtigkeit spielt eine wesentliche Rolle, da sie zunehmend in Schieflage gerät und extreme Unterschiede in der Möglichkeit nach Befriedigung der primären menschlichen Bedürfnisse gegeben sind. Durch den Lebensstandard reicher Bevölkerungsteile, die eine Minorität darstellen, sind die Lebensbedingungen für einen großen Teil der Weltbevölkerung sehr schwierig geworden und gibt es global gesehen wenig soziale Gerechtigkeit.

Abgesehen von äußerst dramatischen Themen wie Zwangs- und Kinderarbeit, Armut in weiten Teilen der Erde, fehlende Geschlechtergleichheit sind auch Themen wie Chancen auf Bildung und berufliche Entfaltung zu behandeln. Die soziokulturelle Säule wird stark von der ökonomischen Säule beeinflusst und müssen Maßnahmen in allen Säulen gesetzt werden, um zumindest eine Annäherung an Chancengleichheit zu erzielen.

Die Gefährdung der Sicherheit des einzelnen Individuums durch Kriege und daraus resultierende Krisensituation sind aktuelle große Themen und stellen im Rahmen einer nachhaltigen Transformation der Gesellschaft eine große Herausforderung dar.

Kritik und Weiterentwicklung

Das 3-Säulen Modell steht in der Kritik, eine Gleichwertigkeit der Säulen zu fordern, welche in der Praxis schwer umzusetzen ist, es fehlen entsprechende Parameter zum Nachweis der Erfüllung, wobei hier vor allem im Bauwesen als Ausschnitt aus der Gesamtproblematik durch Zertifizierungen geeignete Tools zur Verfügung stehen. Die schwache Nachhaltigkeit des Modells durch die in der Praxis übliche Vernachlässigung der ökologischen Säule zugunsten der ökonomischen Säule führt zur Überlegung einer starken Nachhaltigkeit, ausgelöst durch die Aufwertung und Stärkung von Ökologie als Basis für die beiden anderen Säulen.

Auch wenn das Modell an sich keine perfekte Darstellung ist, kann es doch als sinnvolle Empfehlung für einen nachhaltigen Weg gesehen werden.